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Das Netz, seine Funktionen und die „Null Blog“-Debatte

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Die Realität der Welt liegt nicht in ihren Abbildern, sondern in ihren Funktionen. Funktionen sind zeitliche Abläufe und müssen im zeitlichen Kontext erklärt werden.
Susan Sonntag, Über Fotografie, Frankfurt 2008 (18. Aufl., zuerst 1980), S. 29.

Welche Funktion hat das Internet für einzelne Benutzer und Benutzerinnen? Die Antwort auf diese Frage bestimmt, wie das Netz genutzt wird. Von dieser Frage ist auszugehen, wenn heute die Frage nach dem Umgang mit dem Netz und der Bedeutung des Netzes gefragt wird. Die Ergebnisse von Studien decken sich mit meinen eigenen Erfahrungen: Das Internet ist für die meisten es nutzenden Personen ein Kommunikationsraum, ein Kommunikationsmedium – nicht mehr und nicht weniger.

Ein Kommunikationsraum / -medium wird genutzt, weil er / es funktioniert; funktioniert er / es nicht, so wird diese Form der Kommunikation gemieden, da es in der Sache selbst liegt, dass man Kommunikationsstörungen eher aus dem Weg geht als sie aktiv sucht.

Dabei interessiert es den Nutzer eines solchen „Raumes“ nicht, wie er organisiert ist, welche Voraussetzungen im Hintergrund erfüllt sein müssen, damit er funktioniert etc. Oder können „normale“ Nutzer von Telefonen erklären, wie genau das mit dem Telefonieren funktioniert? Können Besucher von Restaurants, Cafés, Bars etc. in der breiten Masse genau erklären, was alles im Hintergrund an Arbeit geleistet wird, damit diese Angebote angenommen werden? Wenn etwas nicht funktioniert, können die ein Angebot dann meidenden Nutzer, zumindest, wenn das Nicht-Funktionieren erlebt haben, in der Regel beschreiben, was nicht funktioniert. Aber auch hier gilt, dass das Warum eher weniger genau darstellbar ist.

Interessanterweise gelten diese üblichen Umgangsweisen mit Kommunikationsinstrumenten und -räumen scheinbar nicht mehr als selbstverständlich, wenn sich die Debatten um die Nutzung von Computern und vor allem dem heute mit ihnen selbstverständlich verbunden scheinendem Internet drehen.

Warum diese Analogie? Ist diese Zusammenschau unterschiedlicher, nämlich analoger und digitaler, Kommunikationsräume angemessen und zulässig?

Wenn Susan Sonntag in dem Zitat, das diesem Beitrag als Motto vorangestellt ist, Recht hat, dass die Realität sich in Funktionen zeigt, die reale Dinge haben, so ist die Funktion des Internets für viele Nutzer der Funktion von öffentlichen Kommunikationsräumen analog. Unterschiede gibt es vor allem im Bereich der Voraussetzungen, der Reichweiten und der Geschwindigkeit, die mit dem Gelingen von Kommunikation auf den unterschiedlichen Wegen verbunden sind.1

Dennoch wird im Zusammenhang mit dem Internet immer wieder darüber diskutiert, wer es wie nutzt und welche Kompetenz oder auch Inkompetenz im Umgang mit den Möglichkeiten des Internets beobachtbar ist oder nicht. So kürzlich wieder in einem Beitrag des Spiegels, der sein Kriterium für die Betrachtung des Nutzungsverhaltens schon in der Überschrift aufgreift: Null Blog.

Diese Überschrift ist natürlich kein Zufall, zu naheliegend ist das Wortspiel, das von der Rede über eine „Null Bock Generation“ nun zu einer „Null Blog Generation“ überleitet. Und es ist (mal wieder) eine Generationendebatte, die hier schon länger tobt, spätestens seit der mittlerweile vierundsechzig Jahre alte Marc Prensky den Begriff der „digital natives“ prägte.

Zunehmend komme ich zu der Überzeugung, dass die diskutierten Themen rund um die so genannte „Netzgeneration“, nicht die Themen eben dieser „Generation“ sind, sondern vor allem von Diskutanten in den Blick genommen werden, die dieser Generation nicht angehören, aber ihre eigenen Erwartungen und Hoffnungen, die sie mit der Entwicklung des Internets verbinden, auf diese „Generation“ projizieren und dann ganz unglücklich sind, wenn diese „Generation“ sich diesen Erwartungen entzieht.

Blogs sind kein Jungendphänomen. Gleiches gilt für den Micro-Blogging-Dienst Twitter. Wikis werden von Jugendlichen und Erwachsenen vor allem zum Auffinden von Informationen genutzt und nicht zu deren Generierung. Also hören wir endlich auf, die Nutzung dieser Technologien zum Kriterium für den kompetenten Umgang mit dem Internet durch Jugendliche zu machen, zum Kriterium für Kompetenzen, die angesichts der Funktion, die das Internet nach neuen Studien für Jugendliche hat, gar nicht entstehen können, wenn da nicht ein Sonderinteresse bei einzelnen der Jugendlichen besteht, das dazu führt, einen Blog zu schreiben, Twitter zu nutzen und das Internet über die reine Funktion der Ermöglichung von Kommunikation und dem passiven Rezipieren von Informationen hinaus zu entdecken.

Meine Beobachtung und die sich daraus ergebende Hypothese sagt, dass Blogs nur dann sinnvoll eingesetzt werden können, wenn ihnen ein thematischer Rahmen zugrunde liegt, in dem sich ein Blogger bewegt. Blogs, die nur um ihrer selbst Willen bestehen, bestehen meiner Beobachtung nach nicht sonderlich lange. Gleiches gilt übrigens auch für Twitter-Accounts, die nach kurzer Zeit einschlafen etc.

Wenn also Jugendliche nicht bloggen, dann sagt das nichts über die Bedeutung des Computers für ihren Alltag aus. Wenn Jugendlichen die Hintergründe des Netzes egal sind, dann ist das legitim, hat es doch zunächst eine kommunikative Funktion.

Und auch, dass Suchstrategien, wie sie René Scheppler in dem Spiegel-Artikel beschreibt, von Schülern nicht professionell gestaltet werden (können), scheint mir kein Aufleuchten eines erneut auszurufenden Untergangs des Abendlandes zu sein, sondern zunächst einmal ein Tatbestand, der beschrieben werden kann. Mögliche Konsequenzen, die mit diesem Sachverhalt verbunden werden, sind dann schon ein nächster Schritt.

Die Nutzung und in diesem Rahmen erworbene Kompetenzen stehen in engem Zusammenhang mit der Funktion, die ein Instrument, ein Gerät, ein öffentlicher Raum, der Computer und das Internet für den Nutzer und die Nutzerin haben.

Wenn nun Lehrer und Lehrerinnen, die sich diesem Thema in der Schule widmen, die Erfahrung machen, dass Schüler und Schülerinnen viel weniger können, als sie von ihnen, angesichts der medial bislang immer wieder transportierten Botschaften über „digital natives“, die „Netzgeneration“ etc. erwartet haben, dann tritt bei näherem Nachdenken über diese Erfahrung, die auch der Autor dieses Beitrages schon gemacht hat, sehr schnell die Vermutung in den Vordergrund, dass diese „Inkompetenz“ weit weniger überraschend ist, als sie es war, als sie „entdeckt“ wurde. Und der Grund scheint mir naheliegend: Die Funktionen, die dem Internet und dem Computer von Lehrenden zugeschrieben werden, sind keine Funktionen, mit denen Lernende, insbesondere Jugendliche, im Rahmen der Funktionen, die Computer und Internet für sie in der scheinbar breiten Masse im Alltag haben, bislang zu tun hatten.

Lernprozesse in digital vernetzten Strukturen sind etwas anderes als Kommunikationsprozesse, die sich sozialer Plattformen wie Facebook, SchülerVZ etc. bedienen. Und selbst YouTuber, unter denen es meiner Beobachtung nach mehr Jugendliche gibt als unter Bloggern, stellen ihre Videos oft als Kommuniaktionsangebot online und nicht als ausgefeilt gestaltete, das Medium „Video“ sehr kompetent nutzende Produkte online. (Und bei den Ausnahmen finde ich es beeindruckend, wie die Beschäftigung mit dem Medium zu z. T. beeindruckend kompetentem Umgang mit diesem Medium führt. Auch hier gilt: Wenn die Funktion eines Mediums eine andere als die der reinen Kommunikation ist, beginnt sehr schnell der für die Funktion notwendige Lernprozess.)

Und da ich mit den Schlussfolgerungen René Schepplers in einer Art Replik auf den ihn zitierenden Spiegel-Artikel, (mal wieder) sehr einig bin, soll er hier auch kurz zu Wort kommen. Scheppler schreibt zutreffend:

„Lernen funktioniert am ehesten, wenn es sinnstiftend ist. Erst wenn ich erkenne, wofür ich etwas lerne, bin ich auch bereit, die notwendige Arbeit hinein zu stecken.”

Scheppler verbindet hier den bisherigen Schwerpunkt meiner Überlegungen zum Thema („funktioniert“) mit der „Sinnstiftung“, die mit dem Lernen verbunden sein muss, wenn es „funktionieren“ soll. Und „Sinnstiftung“ bedeutet dann im Sprachgebrauch dieses Artikels hier, dass die Fragen des „Warum“ und „Wozu“ beantwortet sein müssen, um einen Lernprozess wirklich in Gang zu setzen.

Von einer funktionalen Perspektive ausgehend, ist es also erst einmal kein Problem für mich, dass Jugendliche das Internet vor allem zur Kommunikation nutzen, sondern ein Sachverhalt, den ich zunächst einmal zur Kenntnis zu nehmen habe, eine nun auch von Studien belegte Tatsache.

Dennoch komme ich nicht (!) zu der Schlussfolgerung, dass dies für Bildungsfragen keine allzu große weitere Bedeutung habe, könnte ich doch im Rahmen eines rein an Funktionen orientierten Denkens davon ausgehen, dass das zu Lernende dann sehr schnell gelernt wird, wenn es benötigt wird. Ja, im Rahmen des lebenslangen Lernens geschieht das ständig und auch heute schon. Aber Bildung, zumindest so, wie ich sie verstehe, geht über reinen Funktionalismus hinaus, auch wenn ich diesen hier aus analytischen Gründen erst einmal intensiv genutzt habe, um die Situation zu erfassen.

Es überrascht mich aber dennoch, wenn das Phänomen, dass die Netzgeneration gar nicht so existiert, wie sich vor allem Erwachsene dies vorgestellt haben, nun gleich wieder nahezu apokalyptische Untergangsvisionen hervorruft. Martin Lindner schreibt zum Beispiel:

Der gegenwärtige Stand des Bildungssystems und der Netzgesellschaft in Deutschland ist ein Desaster. Die Prognosen für unsere wirtschaftliche und kulturelle Vitalität und Zukunftsfähigkeit sind sehr, sehr schlecht.

Und ergänzt dann:

„Untergehen“ heißt hier, für Personen wie Gesellschaften: Nicht den nötigen Grad an innerer Souveränität erwerben, um sich inmitten immer schnellerer Umbrüche das Gefühl zu erhalten, den Kopf über Wasser zu haben. Nicht das Gefühl zu haben, ‚die Welt zu verstehen‘. Sich als hilfloser Spielball zu fühlen. Keine Idee haben, was man tun soll. Nicht mitzuschwingen mit den Kräften, die gerade die Gesellschaft verändern. Das führt zu kollektiver Resignation. Und genau das, gepaart mit digitaler Ahnungslosigkeit, ist die deutsche Grundstimmung.

Nun: Diese Souveränität scheinen Jugendliche ja gerade zu haben, indem sie das Netz für ihre Zwecke, für die von ihnen gewünschten Funktionen nutzen. Dabei meint Lindner mit „digitaler Ahnungslosigkeit“ aber wohl das Phänomen, das auch im Spiegel-Artikel beschrieben wird, dass nämlich die Hintergründe dessen, was man als Kommunikationsmittel nutzt nicht verstanden werden und sich dadurch eine gewisse Blindheit gegenüber die tiefgreifenden Veränderungen einstellt, die mit digital vernetzten Strukturen verbunden sind.

Panikmache halte ich dennoch nicht für den richtigen Weg, die Frage, welche Bedeutung die Nutzung des Internets durch Jugendliche hat und welche Aufgaben damit für Bildungsinstitutionen verbunden sind, zu beantworten. Lindner spricht aber ausdrücklich von einer „verzweifelten Lage“:

Die Lage ist aber sehr viel ernster und verzweifelter für alle die, die da den Anschluss verlieren. Es ist keine Luxusfrage, sondern schlicht Grundausbildung für die Flat World, die man den Schülern schuldig bleibt. (Und sie sich selbst, weil sie keine Ahnung haben.) Ich verweise an der Stelle immer auf Thomas Friedmans „Flat World“ (Interview, dt.), das trotz neoliberaler Untertöne ein zutreffendes Gesamtbild der Herausforderungen zeichnet, vor denen wir stehen, als Einzelne wie als Gesellschaft.

Friedmann stellt in dem oben verlinkten Interview gut dar, wie sich die Welt bereits heute im Rahmen der Globalisierung verändert hat. Es gehört zu den Aufgaben einer ganzen Gesellschaft, mit diesen Entwicklungen umzugehen. Und daraus ergeben sich dann Fragen für an Bildungsprozessen Beteiligte, also auch und zentral an Schulen, Ausbildungsbetriebe (von denen im Rahmen der Bildungsdebatte überraschend selten gesprochen wird, es sei denn, sie werfen der Schule vor, ausbildungsunfähige Bewerber und Bewerberinnen produziert zu haben), Universitäten und die Fortbildungsangebote von Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen.

Für die Schule und Lehrerinnen und Lehrer ergibt sich für mich folgendes, was, wie übrigens der gesamte Beitrag, ein Beitrag zur Diskussion und zur Entwicklung eigener Handlungsstrategien sein soll und keine feststehende Position, sodass Kommentare mit widersprechenden, weiter führenden etc. Gedanken sehr erwünscht sind:

  • Es ist nicht Aufgabe der Schule, über mangelnde Internetkompetenz von Schülerinnen und Schüler zu klagen, denn die im Rahmen von Lernprozessen erwarteten Kompetenzen fallen nicht in den Bereich der Kompetenzen, die mit den Primärfunktionen, die das Internet im Augenblick für Jugendliche (und viele Erwachsene) zu haben scheint, quasi automatisch erlernt werden. Schule muss vielmehr für sich definieren, was ihre Aufgabe angesichts der Netzwerkgesellschaft ist. Dabei scheint die Nutzung digitaler Medien (also das Wissen, wie Software benutzt wird) die Reflexionsfragen, also Fragen nach Folgen, gesellschaftlichen Veränderungen durch digitale Netzwerke (Globalisierung) etc. oft eher an zweite Stelle zu setzen. Oder aber umgekehrt: Es wird, ohne konkret mit den Medien zu arbeiten, allein über mögliche Folgen gesprochen und dabei vor allem negative Folgen in den Blick genommen oder Unheilsszenarien entwickelt, die mit der Erfahrung von Netznutzern oft weit weniger zu tun haben, als bei diesen eher medienkritischen Ansätzen oft vermutet wird.
  • Lehrende sollten sich genau anschauen, welche Funktionen das Internet für Jugendliche hat und bei diesen ansetzen, diese ernst nehmen, an diese anschließen. Wenn dies zunächst einmal die Funktion ist, Kommunikation zu ermöglichen und Daten abzurufen, bringt es wenig, von Schülerinnen und Schülern zu erwarten, dass sie ab so fort an Wikis mitarbeiten sollen, E-Leraning-Plattformen professionell nutzen und gefälligst bloggen sollen.
  • Die Heranführung an Nutzungsformen des Internets und des Computers sowie deren Reflexion muss problemorientiert erfolgen, also mit klar erkennbaren Funktionen verbunden sein, die nicht nur für die Lehrenden Funktionen sind, die den Schülern und Schülerinnen nicht transparent werden, sondern wirkliche Funktionen für die Schülerinnen und Schüler haben. Dies kann in kleinen Schritten passieren, z. B. indem die Frage nach der Informationssuche im Netz thematisiert wird, die Frage in den Raum gestellt wird, wie der Kommunikationsraum „Internet“ für das eigene Lernen genutzt werden kann / genutzt wird (denn Schüler chatten natürlich auch über Hausaufgaben, Klassenarbeiten und deren Vorbereitungen etc., ohne dass Lehrende das mitbekommen – und geben dem Internet auf diesem Wege bereits auch für die Schule eine Funktion). Spannend kann es in einem solchen Rahmen auch sein, wenn Lehrende selbst als Nutzer des Netzes im Rahmen des Lehrens auftreten und aus eigener Erfahrung davon erzählen können, wie es ist, sich nicht nur sozial zu vernetzen sondern thematisch orientiert vernetzt zu arbeiten. Anders ausgedrückt: Lehrende stehen selbst vor der Herausforderung, sich auf ihre Kompetenzen hin befragen zu lassen, die zu vermitteln von ihnen (zunehmend) erwartet wird.
  • Es ist nicht die erste und alleinige Aufgabe der Schule, kompetente PC- und Internetnutzer zu „produzieren“, die dann „funktionierend“ auf den Arbeitsmarkt gehen und Technologien nutzen können, sondern es ist in meinen Augen eine zentrale Aufgabe von allen Bildungsprozessen, aufklärerisch im besten Sinne zu arbeiten: Medienkompetenz dient nicht nur der Mediennutzung, sie geht nicht im gekonnten Gebrauch von Software und Angeboten im Internet auf, sondern beinhaltet immer auch die Reflexionsfähigkeit über das, was eine Funktion für einen selbst, eine Gruppe oder eine Gesellschaft hat. Denn gesellschaftliche und technische Innovation hängt auch vom Verstehen dessen ab, was geschieht. Funktionen sind oft nicht auf ersten Blick erkennbar, wenn sie über die persönliche „User Experience“ hinaus gehen.
  • Bei all dem gilt es, reale Lernszenarien anzubieten, in denen Mediennutzungs- und Mediennutzungsreflexionskompetenz erworben werden können, weil erst diese Kombination in meinen Augen die Rede von einem wirklich kompetenten Umgang mit Medien erlaubt.

Darin liegen sicher viele Herausforderung, aber wenn es stimmt, und ich gehe davon aus, dass dem so ist, da die im Spiegelartikel zitierte Studie des Hans-Bredow-Instituts, die übrigens von einem eigenen Blog begleitet wurde2, zu diesen Ergebnissen kommt, dass das Internet von allen Befragten als keine neue Welt, sondern eine nützliche Erweiterung der alten, wahrgenommen wird, dann bestehen gute Chancen, dass die Reflexionsfähigkeit auch an anderen Gegenständen geschult werden kann, dass die entsprechenden Denkstrukturen entwickelt werden können, die dann auch auf die Reflexion des Umgangs mit digitalen Medien übertragen werden können.

Allerdings erlaube ich mir am Ende dieses Beitrages die Frage, ob das Empfinden des Internets als nützliche Erweiterung der alten Welt, das an unterschiedlichen Stellen aufgegriffen wurde, tatsächlich so gelesen werden, kann, dass es in Wirklichkeit auch so ist.

Gerade im Rahmen der Globalisierung trägt das Internet nämlich zu einer gravierenden Veränderung der „alten Welt“ bei, die mehr ist, als nur eine „Erweiterung der alten Welt“. Und es gibt in der Medienphilosophie darüber hinaus Hinweise, dass digitale Technologie und das Internet die Wahrnehmung von Welt als solcher wesentlich tiefgreifender verändern, als es von den Nutzern selbst wahrgenommen wird.

Die Aussage, dass das Internet von allen Befragten als keine neue Welt, sondern eine nützliche Erweiterung der alten, wahrgenommen wird, hat in sich nur insofern einen Wahrheitsgehalt, als sie den Eindruck der Befragten wiedergibt – und eigentlich mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet, denn diese Aussage müsste auf ihren Geltungsanspruch, der implizit an den Stellen, an denen sie zitiert wird angenommen wird, eigentlich erst überprüft werden. Aber das ist ein anderes Thema, das hier zu weit vom eigentlichen Thema weg führt und deshalb vielleicht in einem anderen Artikel wieder aufzugreifen sein wird.

Links zum Thema:

Der Spigelartikel „Null Blog“

  • Einige Repliken

Matthias Schwenk: Spiegels “Null Blog”-Generation: Kein Grund zur Sorge, sie hören immer noch Musik

René Scheppler: Ja, wo surfen sie denn? Spiegel findet die Net-Generation nicht

Prof. Dr. Karsten D. Wolf: Digitale Literalität verlängert die Bildungshebel

Martin Lindner: Warum wir den Schülern Web 2.0 (und die damit verbundenen Praktiken) beibringen müssen, auch wenn es sie gar nicht interessiert.

Robert Basic: zu satt zum Hungern?

Bologorette, Tamis Blog: Null Blog statt Net Generation?

Andreas Kalt: Das Netz und wie man damit umgehen kann oder soll

Off topic: Generation “Null Blog”

5 verwandte Beiträge:

  1. Damit ist nicht behauptet, dass das Netz nicht noch viel mehr Funktionen hat, die tiefgreifende Veränderungen der faktischen Lebenswelt mit sich bringen und die von vielen Nutzern und Nutzerinnen des Netzes nicht reflektiert werden. Zur Notwendigkeit aufklärerischer Arbeit im Umgang mit dem Netz später mehr.
  2. An dieser Stelle eine Fußnote zum „aufklärerischen Gebrauch“ von Medien: Mir fällt auf, dass in nahezu allen Artikeln, die sich auf den Spiegelartikel beziehen, die entsprechenden Websites des Hans-Bredow-Instituts nicht verlinkt sind. Das überrascht mich.
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